Interview mit RInaldo HEck

Blogreihe:

Ein Unternehmer ist auch (Nur) ein Mensch

TEIL 2 – Rückschläge, Rückschläge, Rückschläge

Wie HE-S sich aus der Krise zurückkämpfte.

 

Nach geglücktem Start fing das Unternehmen von Rinaldo Heck 2013 zu taumeln an. Erfahren Sie in dieser Folge, welche strategischen Fehler er gemacht hat und wie er sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel wieder herausziehen konnte. 

 

Herr Heck, 2013 startete mit Rückschlägen, welche auch das Unternehmen gefährdeten. Wie kam es dazu?

Interview mit Rinaldo Heck

In meiner Euphorie, alles läuft blendend, hatte ich einen unternehmerischen Kardinalsfehler begangen: Ich hatte mich zu sehr von einem Kunden – aconso – abhängig gemacht. Alle MitarbeiterInnen waren darauf fokussiert und geschult, doch als der Kunde selbst Absatzschwierigkeiten hatte, schlug sich das 1:1 auf uns durch.
Zudem hatten wir hohe Kosten, zum Beispiel durch eine Messebeteiligung, bei der wir einen großen Stand gebucht hatten. Erschwerend kam hinzu, dass meine private Trennung von meiner Frau ebenfalls finanzielle Probleme mit sich brachte. Da kam irgendwie alles zusammen. 

Wie sind Sie mit der Situation umgegangen, dass das „erfolgreiche Unternehmen“ scheinbar abstürzt?

Tatsächlich waren 75 % des Umsatzes weggebrochen und wir mussten uns neue Beratungsfelder suchen. Potenzial im Markt gab es schon für IT-Beratungsleistungen, doch die meisten MitarbeiterInnen waren „nur“ für die aconso-Welt geschult. Da hieß also in die Weiterbildung investieren, und alle motivieren, die neuen Wege mitzugehen. Das hätte vermutlich auch geklappt, wenn nicht die finanziellen Belastungen so hoch gewesen wären.
Die Hausbank hat uns die Daumenschrauben angelegt. Doch Vermieter und Lieferanten kamen uns mit Stundungen und Ratenzahlungen entgegen. Meine Lesson Learned aus dieser Zeit: Mit ehrlicher Kommunikation lässt sich so einiges erreichen. Enttäuschend dagegen die Hausbank: Sie kam uns am wenigsten entgegen. 

Interview mit Rinaldo Heck

Was waren die dunkelsten Tage in dieser Zeit?

Interview von Rinaldo Heck

Trotz des Entgegenkommens unserer Geschäftspartner spitzte sich die Lage weiter zu. Einer der rabenschwarzen Tage war der, an dem meine Hausbank mich anrief um mitzuteilen, dass sie die Überweisung an die Steuerbehörde nicht ausführen würde, wenn nicht bis zum Nachmittag das Geld auf dem Konto sei. In meiner Not habe ich am gleichen Tag den Firmenbus unter Wert verkauft, sodass die Steuerschuld beglichen werden konnte. 
Noch schwärzer als schwarz war der Tag, als meine Steuerberaterin mich informierte, dass ich sofort alle MitarbeiterInnen entlassen oder Insolvenz anmelden müsse. Und mit sofort meinte sie sofort: Aufgrund der Fristen blieben mir kaum zwei Stunden zum Nachdenken. So musste ich unter anderem auch einer alleinerziehenden Mutter die Kündigung persönlich vorbeibringen. Der Horror. 

Wie haben Sie die Kehrtwende in den Folgejahren hinbekommen?

Nach den Kündigungen stand ich erst mal alleine da. In einer 400 qm großen Bürofläche. Diese konnte ich glücklicherweise recht kurzfristig kündigen. Das Problem war: Tatsächlich hatte ich noch Aufträge, zwar nicht genug für eine 15-Mann-Truppe, aber doch deutlich mehr, als ich alleine abarbeiten konnte.

Auch hier hatte ich wieder Glück im Unglück: Ich konnte meine drei Azubis wieder zurückholen. Im August 2013 starteten wir am neuen Standort Johannesberg durch. Dort hatte ich einen leerstehenden Supermarkt entdeckt, der einen echten Start-up-Garagenflair ausstrahlte. Im Herbst mussten wir aber schon improvisieren und erste Umbaumaßnahmen in Angriff nehmen, da es keine Heizung in den Räumen gab.

Es war eine bewegende Zeit und ich bin meinen Auszubildenden unendlich dankbar, dass sie den Weg mitgegangen sind. Tagtäglich haben wir ums Überleben gekämpft.

Eine Anekdote am Rande: Ich hatte mir in diesem Jahr tatsächlich ein paar Tage Urlaub genehmigt. Wenn mein Sohn sich heute daran erinnert, sagt er: „Da hat der Papa doch rund um die Uhr mit Kunden telefoniert.“ Mit Urlaub hatte das also nicht viel zu tun.

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Was sind für Sie die Erfolge aus dieser schweren Zeit?

Interview mit Rinaldo Heck

Ich sehe es als Erfolg, dass wir nicht nur allen Partnern, die uns aus der finanziellen Patsche geholfen haben, ihr Geld zurückzahlen konnten, sondern dass diese auch noch immer mit uns eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung pflegen.

Auch auf die Entwicklung der Auszubildenden zu schauen, macht Freude. Die Latte hing für sie schon sehr hoch 2013 ff, sie sind aber erfolgreich drüber gesprungen.

Was haben Sie persönlich aus dieser Zeit gelernt?

Der Erfolg eines Unternehmens hängt von der Führung und der Strategie ab. Ich musste erkennen, dass ich gravierende Fehler begangen hatte und auch andere diese mitausbaden mussten.

Auch durfte ich lernen, dass mit Menschen, die zu einem stehen, vieles erreicht werden kann. Ob MitarbeiterInnen oder Familie, viele in meinem Umfeld haben beim Wiederaufbau der Unternehmens Großes geleistet. 

Interview mit Rinaldo Heck


Fazit

Die Rückschläge von HE-S waren für Rinaldo Heck ein harter, aber gerechter Lehrmeister. Die wichtigste Lehre, die Rinaldo Heck aus dieser Zeit mitgenommen hat, ist: Aufgeben ist keine Option. Und: Wenn man ehrlich um Hilfe bittet, wird einem auch geholfen.

 

Dieses Interview wurde geführt von Katja Leimeister. Herzlichen Dank!